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Frau Nella sucht das Glück

Gut, ehrlich gesagt, hast du sicher nicht dieses Thema von einer „Krebsbloggerin“ erwartet, stimmt´s? Denn oberflächlich betrachtet, kann man nicht gerade behaupten, dass diese Diagnose und das Thema Glück oder Glück haben zusammen passen.
Schaut man aber genauer hin, hat Wohlbefinden viel mit der inneren Einstellung, mit der Haltung zu tun. Wie bewerte ich Dinge, wie ordne ich Situationen oder auch Krisen ein? Und: was mache daraus? Ich gebe zu, diese Erkenntnis kam erst etwas später, da brauchte ich meine Zeit. Rückblickend kann ich sagen, dass dieses Seminar, von dem ich gleich berichten werde, ein echter Glückfall war.
Also, lass dich drauf ein, so wie ich es damals gemacht habe. Du wirst erstaunt sein.
Ach ja und noch eine Vorbemerkung: Ich konnte ja auch schwer schreiben: „Frau Nella sucht die innere Haltung“ oder?  Als riesengroßer Fan der alten Zeichentrickserie „Herr Rossi sucht das Glück“ war dieser Titel einfach Pflicht.

(Überarbeitung dieses Beitrags: 16. August 2022)

Kann man Glück lernen?

„Hey Nella, hast du dich schon zum Glücksseminar angemeldet?“ Die Psychoonkologin meines Vertrauens, Marie-Lou, setzte sich mit fröhlich-dynamischem Ausdruck neben mich und lächelte mich erwartungsvoll an.

Ich saß mal wieder in der Ambulanz zur Kontrolle. „Wie? Was für ein Glücksseminar?“, fragte ich matt und nicht besonders begeistert.

Mir ging es – vorsichtig gesagt – nicht besonders.

Alles ging mir zu langsam.

Außerdem hatte sich eine gewisse Schwere in mir breit gemacht und hielt mich fest. Wie eine fiese Krake umschlangen mich die Tentakeln des Trübsinns.

Ich versuchte mich immer und immer wieder aus dieser Umklammerung zu lösen. Allein die Kraft fehlte. Mein Vater attestierte mir dazu auch noch eine gewisse Schwingungsarmut, die so gar nicht meiner Art entspricht. Schon gar nicht für eine längere Zeit wie diesmal.

Eigentlich ist es auch absurd, dass ich gerade jetzt so drauf bin, denn genau betrachtet müsste ich doch strahlen. Die Transplantation ist gut gelaufen, die Nebenwirkungen der Therapie beziehungsweise die Graft versus Host-Reaktionen (GvH-D) hatten die Ärzte ganz gut im Griff.

Das Zauberwort, das alles überstrahlen müsste, heißt „Komplette Remission“.

Alles weg.

Der „Sausack“ ist besiegt. Ein echtes Wunder, der „lucky punch“ ist geglückt!

Statt dessen bin ich ziemlich angeschlagen, unglücklich und lasse den Kopf hängen.

Einladung zum Glück

Eine liebe Freundin sagte mir am Telefon, dass das sehr typisch sei.

Erst erholt sich der Körper und dann fordert die Seele ihren Tribut. So ist es ja auch: körperlich bin ich auf einem guten Weg, aber meine Seele kommt nicht hinterher. Über meinen Rücken krabbeln immer wieder ganz hinterlistig und ohne Ankündigung dunkle Gedanken in meinen Kopf und machen es sich dort bequem. Die sitzen tief in einem gemütlichen Ohrensessel, trinken Tee und übertrumpfen sich gegenseitig mit gruseligen Geschichten.

Ich finde den Knopf nicht, um diese Inszenierung abzustellen. Und genau jetzt muss mir Marie-Lou, besagte Psychoonkologin, dieses GLÜCKSSEMINAR aufs Auge drücken, ausgerechnet.

Pfff, Glücksseminar, was soll das schon sein? GLÜCK, haha! Guter Witz! Ich reagierte leicht zynisch und zickig auf diese Idee und denke- zugegeben reichlich hochmütig: Kann ich da vielleicht einen „Buddha-Bauch“ töpfern, einen Gänseblümchenkranz flechten, mich im kollektiven Lachen und Singen üben, oder wie?

No way!

Wie gesagt, ich war ziemlich mies drauf.

Meine Einladung für dich bevor du weiterliest:

Die Neugier siegt

Sie ließ nicht locker und zeigte mir den Flyer mit den Terminen. Typisch Marie-Lou.

„Du kannst doch einfach schauen, ob das was für dich ist. Den Seminarraum verlassen, kannst du immer noch. Ich denke aber, das wird dir gut tun.“ Sie redete und redete.

Inzwischen entspannte ich mich etwas und natürlich kannte sie mich, wusste womit sie mich kriegen konnte, nämlich mit meiner Neugier. Sie war stärker als mein Phlegma und so konnte es ja auch nicht weiter gehen.

Einen Versuch war es wert, mich wieder aus meinem Gefühlstief heraus zu buddeln. Vielleicht gab mir das ja den nötigen Drive. Noch in ihrem Beisein füllte ich das Anmeldeformular aus und drückte es ihr kapitulierend in die Hand.
Fröhlich zog sie mit meinem Anmeldeformular von dannen.

Ich dachte nur: „Oh Mensch, was hab ich denn jetzt gemacht? Das wird sicher eine ganz furchtbar blöde Veranstaltung.“

Positive Psychologie – was ist das denn eigentlich?

Bevor ich das Seminar besuchen sollte, recherchierte ich einiges zum Thema „positive Psychologie“, das ist die Forschungsrichtung innerhalb der Psychologie, die das Glück erforscht – gute alte Neugier, da war sie wieder. Schmunzel.

Also, es ist so, was jeder von uns bisher kennen gelernt hat, ist – so denke ich doch – die sogenannte defizitorientierte Psychologie.

Wenn etwas nicht stimmt mit dir, gehst du zum Psychologen und gut ist. So kannte ich das bisher ja auch und hatte auch keine Probleme damit. Marie-Lou hatte mir in den letzten Monaten oft genug dabei geholfen, meine Seele wieder ins Lot zu bringen.

Aber dieser mir bekannte Ansatz war inzwischen ein überholter Hut. Noch bis Ende der 1990er Jahre beschäftigte sich die Psychologie in erster Linie mit der Therapie, der Heilung von psychischen Problemen und versuchte zu klären, was uns unglücklich macht. Dann kam Martin Seligman.

Martin Seligman – oder die Frage: Wie blühen Menschen auf?

Zwar hatte schon Abraham Maslow 1954 – uns allen sicher noch bekannt aus dem Biologieunterricht mit seiner berühmten maslowsche Bedürfnispyramide – den Begriff der positiven Psychologie eingeführt, die genau den anderen Ansatz verfolgt, nämlich die Förderung und Stärkung der Lebensfreude, des eigenen Glücks.

Doch dieser Ansatz wurde wieder vergessen und nicht weiterverfolgt oder sagen wir besser, stiefmütterlich behandelt. Bis dann endlich fast 45 Jahre später Martin Seligman diesen Begriff wiederaufleben lies und etablierte.

Er ging insbesondere der Frage nach:

Wie blühen Menschen auf? Also, was macht sie glücklich?

Und da setzte das Glücksseminar an.

„Herzlich Willkommen im Glücksseminar.“

Drei Wochen später war es dann so weit, die Seminarleiterinnen begrüßte uns betont freundlich mit den Worten: „Schön, dass Sie alle an unserem heutigen Glücksseminar teilnehmen. Wir sind glücklich, dass sie gekommen sind.“ Ich schaute in die Runde und mich beschlich eine gewisse Skepsis. Reflexartig checkte ich meinen Fluchtimpuls. Bei einer Skala von eins bis zehn lag dieser zwischen acht und neun – ich wollte weg.

Wer waren diese „Alle“? Was würde mich erwarten?

Machen ausgerechnet die mich jetzt eventuell glücklicher und machen wir jetzt doch alle zusammen so eine Art Lachtherapie? So richtig gut drauf waren die alle nicht. Die Teilnehmerinnen waren zwischen 30 und 75 Jahren alt und schauten – das musste ich allerdings anerkennen – trotzdem ganz offen in die Runde. Ein einziger Mann war dabei – wie immer.

Ich zählte leise für mich durch und kam auf zehn Teilnehmer. Okay, eine angenehme Größe, „Mach dich mal locker, Nella“, befahl ich mir. Du kannst ja immer noch gehen, wenn es dir zu blöd wird.

Und dann ging es los …

Du hast das Glück selbst in der Hand

„Es ist wirklich so, jeder hat sein Glück selbst in der Hand, Glücklichsein kann man lernen“, eröffnete uns die Kursleiterin.

„Dazu gleich ein paar untermauernde Zahlen: Der Ausgangspunkt, die Anlage wird zu ca. 50 % über die Gene festgelegt, 40 % kann jeder aus sich heraus gestalten. Die restlichen 10 % machen die Einflüsse der akuten Situation aus.“

Das ist übrigens  die Glücksformel nach Martin Seligman, die bei ihm wie folgt lautet:

G = V + L + W, d. h. Glück = Vererbung + Lebensumstände + Wille.

„Gegen Vererbung lässt sich wenig tun, und auch an seinen Lebensumständen kann man nur geringfügig etwas ändern. Die Variable, die also am einflussreichsten ist, ist der eigene Wille.“ so Seligman.

Glück stärkt die Abwehrkräfte

Die ungeteilte Aufmerksamkeit war ihr mit diesem Intro auch gleich sicher.

Ich fand das hochspannend und auch die anderen Kursteilnehmer spitzten die Ohren. Blieb also die entscheidende Frage: Was kann ich tun? Und – Überraschung, genau das ist auch des Pudels Kern. Das Tun, das Gestalten ist es, das zum Glücklichsein führt. Entscheidend dafür ist zunächst einmal der Perspektivwechsel.

Hierbei gilt es, vor allem auf die kleinen Dinge zu achten.

„Denn darin ist sich die Glücksforschung einig: Es kommt im Leben auf die Kleinigkeiten an.“ Nimm dir einmal die Zeit, genauer hinzusehen. Du wirst bemerken, dass es in deinem Leben viele „Kleinigkeiten“ gibt, die es wert sind, genauer beachtet zu werden.

Warum das so wichtig ist, fragst du?

Nun, gerade das eigene Glück und die innere Ausgeglichenheit können deine Krankheitsbewältigung positiv beeinflussen und ganz entscheidend zu deinem Wohlbefinden beitragen.

„Weniger negativer Stress und Anspannung kommen nicht nur der Psyche, sondern auch dem Körper zugute.“ Das machte uns die Seminar-Psychologin klar.

Aber wie komme ich mir auf die Schliche, dass ich meine Perspektive verschiebe, verstärkt auf die positiven Dinge achte? War die Frage, die allen ins Gesicht geschrieben stand. Um dies zu untermauern, wurde uns folgende Studie vorgestellt.

Denn dieses Feld der Psychologie hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist empirische Wissenschaft, die auf theoretischer Fragestellung basiert, die dann durch Versuchsanordnungen oder durch breit angelegte Befragungen/Studien überprüft werden.

Ein Glücksversuch

Also hier die folgende Versuchsanordnung, die ich hier – bitte nachsichtig sein – aus meiner laienhaften Sicht nacherzähle:

Zwei Gruppen von studentischen Probanden wurden gebildet. Jede Gruppe sah sich in derselben Zeitspanne denselben Film an. Der einzige Unterschied war, dass die eine Gruppe einen Stift so in den Mund nahm, dass er von der Oberlippe festgehalten nach unten zeigte. Die andere Gruppe dagegen nahm den Stift quer in den Mund.

Jede Position hatte Auswirkungen auf die Stellung der Mundwinkel. Bei Gruppe eins gingen die Mundwinkel nach unten und bei Gruppe zwei … wer ahnt es? Richtig, die gingen nach oben.

Beide Gruppen wurden kurze Zeit nach der Vorstellung zu den Inhalten des Films befragt. Die erste Gruppe (Stift nach unten) erinnerte sich vermehrt an die negativen Situationen, während die zweite Gruppe eher die positiven Szenen memorierte und diese wiedergab.

Das Glücksgefühl kennt keine schlechten Witze

Wow, das ist ja beeindruckend, wie leicht das Unterbewusstsein gesteuert wird. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem Lachen. Allein die Stellung der Mundwinkel und natürlich auch das Lachen selbst hebt unsere Stimmung.

Bei Witzen zum Beispiel kommt es nicht darauf an, ob der Witz gut oder schlecht ist, es kommt allein auf die Reaktion an. Die Bewertung der Witzequalität hat keine Auswirkung auf den nötigen Glücksimpuls an sich. Wer hätte das gedacht? Schlechte Witze gibt es so gesehen also gar nicht.

Denk dran: Mundwinkel hoch! 

„Deswegen hat das simple „Sich-anlächeln“ auch diesen positiven Effekt auf die Stimmung“, erläuterte die Psycho-Lady. Beim Lach-Yoga ist das nicht viel anders. Uns ging allen das sprichwörtliche „Licht auf“. Wie schön. Grins. „Außerdem“ so die Dozentin „ist es gut, wenn man auf seine Mundwinkelstellung im Alltag achtet. Immer mal wieder die Mundwinkel hochziehen, sich selbst mal dazu anschubsen.“

Seitdem ich das weiß, achte ich tatsächlich darauf. Und ich muss sagen, es wirkt. Bei der Sache mit den Witzen sei noch erwähnt, dass man sich mal drei Lieblingswitze notieren sollte, diese in ein kleines Kästchen legen und bei Gelegenheit wieder rausholen und lesen.

So holt man sich ganz leicht etwas Fröhlichkeit ins Haus und ins Herz.

„Wohlfühlglück“ und „Werteglück“ – ein unschlagbares Team

Genau betrachtet gibt es zwei Grundarten des Glücks.

Da ist zunächst das – so nenne ich es jetzt einmal – das „Wohlfühlglück“.

Damit sind die Dinge gemeint, die uns ein gutes Gefühl machen, wie zum Beispiel ein schöner Sommertag, eine Massage, ein wohltuendes Gespräch mit einem Freund, ein heißer Kakao mit viel Sahne etc.

Da diese Dinge allerdings in Dauerschleife genossen ihren Reiz verlieren, langweilig werden, muss noch eine zweite Glücksart hinzukommen, das von mir so bezeichnete „Werteglück“.

Martin Seligman, auf dessen Theorien diese Erkenntnis zurückzuführen ist, nennt diese beiden Säulen des Glücks: Vergnügen und Belohnung.

Beim Werteglück geht es um die Dinge, für die ich mich anstrengen muss, um sie zu bekommen. Beispielsweise erreichte Ziele, die ich mir vorher gesteckt habe (3 Kilometer ohne Pause spazieren zu gehen). Oder eine Aufgabe zu lösen, die ich mir gestellt habe.

Dabei geht es allerdings nicht um den Erfolg, sondern einzig und allein darum zu erfahren, dass das, was ich tue, wertvoll, sinnvoll ist und mir Spaß macht, auch wenn ich mich dafür anstrengen muss.

Diese Anstrengung macht das „Werteglück“ allerdings auch so wertvoll. Das ist dann der glücklich machende Flow, so Seligman.

Nellas Anleitung zum Glücklichsein

Grundsätzlich gilt, und im Grunde weiß das auch jeder von uns, dass der Alltag voller Begebenheiten ist, die einen glücklich machen können, wenn wir sie nur sehen, sehen würden. Leider ist aber auch gelebte Realität, dass jeder von uns einfach zu eng getaktet ist, um sich mal wieder Zeit zu nehmen, diese Dinge auch wahrzunehmen. Oder, wie es bei Menschen mit Krebs sicher öfter vorkommt, die Sicht auf die positiven Dinge von der Diagnose schlicht und einfach „verstellt“ wird.

Das Glück befindet sich im Dornröschenschlaf und muss wieder wachgeküsst werden. Diese Ausführungen der Seminarleiterin waren uns allen irgendwie vertraut. Den Fokus wieder mal scharf zu stellen, konnte nicht ganz verkehrt sein.

Selbstfürsorge – das bist du dir Wert

„Eigentlich kann man das Thema auf einen wichtigen Grundsatz herunterbrechen“, erläuterte sie:

„Behandele dich selbst, wie du deinen besten Freund behandeln würdest. Gehe freundlich und nachsichtig mit dir um, oder betreibe die sogenannte Selbstfürsorge.“

Aber wie schafft man das, diese Sichtbremsen auszuschalten, sich von den Scheuklappen zu befreien, den Blick wieder zu öffnen für das Schöne im Leben? Wie holt man sich diese Dinge (zurück) ins Bewusstsein? Wie schafft man es, den Fokus zu verändern und die Genussmomente zu erkennen? Und natürlich nicht zu vergessen: Glück kann für jeden Menschen etwas anderes bedeuten. Was zu der nächsten Frage führt: Was ist Glück für mich?

Um das herauszufinden und heraus zu kitzeln, jetzt gleich die zehn ultimativen „Glücklichmacher“ für dich. Einige davon, habe ich im Glücksseminar gelernt, andere habe recherchiert und ergänzt, weil sie mir so gut gefielen. Du musst natürlich nicht alle anwenden, sondern kannst dir drei raussuchen, die für deine Situation gerade besonders gut passen: Los geht´s!


Meine besten „Glücklichmacher“ für dich

Der positive Tagesrückblick – oder das Dankbarkeitstagebuch

Notiere dir jeden Abend in einem besonders hübschen Buch drei Dinge, die heute schön waren. Dabei bitte die Latte nicht zu hoch anlegen. Es können ganz kleine Dinge sein und es muss auch nicht jeden Tag etwas anderes sein.

Und da wir ja schon im Teil 2 gelernt haben, dass es neben dem Wohlfühlglück auch das Werteglück geben muss, schreibst du im nächsten Schritt auf, wie du konkret dazu beigetragen hast, dass diese erlebten Dinge schön waren. Und bitte versteh das Procedere nicht als Pflichtübung, sondern als etwas, das dir Freude bereitet.

Beispiel für „Was war schön?“: Es war ein sonniger Tag. Beispiel für „Was habe ich dazu beigetragen?“: Ich habe den Tag besonders genossen, bin vielleicht spazieren gegangen und habe die Sonne tief eingeatmet.


Der Freundlichkeitstag

Nimm dir einen Tag in der Woche vor, an dem du anderen Menschen bewusst etwas Gutes tust, besonders freundlich bist. Am besten gleich mehrere kleine positive Aktionen (drei, fünf oder sieben) angehen.

Warum?

Damit du das Gefühl hast, heute habe ich ja richtig etwas bewegt. Du kommst damit in einen echten Rauschzustand und das beflügelt eben doppelt und hält auch länger vor.

Wichtig dabei ist der Überraschungseffekt für den Anderen und, dass es dir nicht auf das Echo des Anderen ankommt. Du machst das für dich.


Beziehungen pflegen

Suche wieder die Nähe zu „alten“ Freunden. Hier geht es darum, Beziehungen, die bisher auf Sparflamme köchelten, wieder zu beleben. Dem Freund/der Freundin mal wieder zeigen, „du bist mir wichtig“.

Dabei ist es wichtig, dass du dich mit diesem Menschen triffst, eine gemeinsame „Insel“ schaffst.

Die vertraute, wohlige Begegnung macht einfach glücklich.

Und wer glücklich ist, ist beziehungsfähiger, leistungsfähiger, aktiver, attraktiver, vitaler eben auch gesünder. Es entwickelt sich eine positive Spirale, ein Wechselspiel all dieser Attribute.


Dankbarkeitstag

Lege einmal in der Woche einen Dankbarkeitstag ein, an dem du deine Gedanken zu diesem Thema notierst. Vielleicht gleich in das schon angelegte Dankbarkeitstagebuch.

Stelle dir die Frage, wofür du in deinem Leben dankbar bist. Damit ist auch die Betrachtung deiner Lebensthemen gemeint.

Besinne dich auf deine Werte. Welche Werte sind dir in dieser Lebensphase wichtig?

Aber zwinge dich nicht dazu. Dankbarkeit und Müssen, verträgt sich nicht.

Dabei können es durchaus auch schlechte Dinge sein, die dich haben wachsen lassen. „Ich bin nicht die/der, ohne die Summe meiner – auch schlechten – Erfahrungen. Man nennt das, das posttraumatische Wachstum. Kurz, man entwickelt die Fähigkeit, aus dem Verlust einen Gewinn zu machen.

Interessant ist auch, dass man automatisch entschleunigt, denn durchs Schreiben werden die Gedanken automatisch bewusster. Ich schreibe eben deutlich langsamer, als ich denke.


Genussspaziergang

Hier lautet das Glücksrezept: 1 x pro Woche mindestens 20 Minuten.

Schaue genau hin, was dir Schönes begegnet. Stelle deine Antennen nur auf schön.

Wenn du magst, fotografiere diese Ansichten und lade sie dir als Hintergrund-/Startbild auf dein Handy. Schon bei der Auswahl des Weges kommt Freude auf. Gut ist auch, wenn du mal ganz andere Wege beschreitest. Das ist dann wie ein kleiner Urlaub. Das Gehirn entspannt sich.

Wenn du es wirklich 1 x in der Woche angehst, trainierst du auch dein Gehirn auf positive Gedanken. Du kommst damit sehr schnell in den Erholungsmodus und zahlst Energie auf dein Konto ein. Abheben ist leicht, Einzahlen dauert etwas länger – kennt man doch.

Langfristig wirst du merken, dass du dich besser fokussieren kannst. Also dranbleiben. Und: Manchmal reicht auch die Hälfte der Zeit, bevor man es gar nicht macht.

„Für Eile habe ich keine Zeit.“ Oder die Sache mit der Achtsamkeit

Diese Erkenntnis ist nicht nur ein toller Buchtitel von Horst Evers, sondern auch sehr weise und beschreibt sehr gut, was mit Achtsamkeit gemeint ist..

Die Definition dazu lautet: Achtsamkeit ist ein absichtsvolles, auf den gegenwärtigen Augenblick beziehendes und nicht wertendes Wahrnehmen/Bewusstwerden der eigenen Emotionen und Gedanken.

Aha, so so! Ich sage es mal anders: Achtsamkeit ist das Gegenteil von Multitasking. Mal wieder auf eine Sache konzentrieren, ist angesagt. Das ist das Wesen der Achtsamkeit. Wie geht das nun genau, wie kann ich meine Gedanken lenken und konzentrieren?

Hör auf deinen Atem

Am einfachsten ist es, wenn du dich auf deinen Atem konzentrierst. Den hast du immer dabei.

Nimm dir ca. 5 – 8 Minuten Zeit (ab 5 Minuten beginnen die positiven Effekte, der Körper findet die richtige Spur, den richtigen Rhythmus) und ziehe dich dorthin zurück, wo du erst mal nicht gestört wirst. Es ist egal, ob du dich auf einen Stuhl setzt, dich auf den Boden oder aufs Bett legst.

Abschweifen ist nicht schlimm, komme einfach mit freundlicher Gelassenheit wieder zurück. Sei nett zu dir und nachsichtig.

So geht´s:

Schließe die Augen und verfolge den natürlichen Rhythmus des Atems.
Versuche nicht, besonders langsam oder gleichmäßig zu atmen.
Suche dir einen Bereich deines Körpers, wo du den Atem fühlen kannst. Dies könnte z.B. die Innenseite der Nasenflügel sein, wo du mit Anlegen des Daumens und Zeigefingers spürst, wie die Luft in deinen Körper ein- und wieder ausströmt.
Oder du richtest deine Aufmerksamkeit auf die Bauchdecke (Brustkorb, Flanken) und spürst nach, wie der Bauch sich im Atemrhythmus hebt und senkt. Versuche dabei, den Atem nicht zu verändern. Lasse es einfach geschehen, ohne den Atem zu verlängern, zu verkürzen oder zu vertiefen.

Und merke: Bei der Achtsamkeit geht es um Aufmerksamkeit und nicht um Entspannung. Diese Atemübungen sollen keine Schlafhilfe sein.

Was ich dazu auch gefunden habe, ist übrigens eine wunderbare Achtsamkeits-CD. Die habe ich immer dabei. Auf der Blogseite „Du brauchst“ findest du mehr dazu. Schau da mal unter der Rubrik „Für die Seele“.

Das hast du davon

Was man damit erreicht, ist enorm.

Der Herzschlag wird ruhiger, der Blutdruck senkt sich, das Immunsystem wird gestärkt – soweit zur körperlichen Ebene. Auf der geistigen Ebene verbessert sich deine Konzentrationsfähigkeit und du nimmst Einfluss auf deine „Selbstregulation“. Das bedeutet, du bekommst deine Emotionen besser in den Griff, kannst das Auf und Ab der Gefühle besser steuern und abfedern. Nimm dir die Zeit, es lohnt sich wirklich.


Positive Kommunikation

Suche den Kontakt zu Menschen, denen es gut geht. Das hört sich jetzt vielleicht etwas befremdlich an, aber genau das ist gemeint. Und als wäre das nicht schon merkwürdig genug, kommt noch ein Schritt dazu: Überlege, wie du erreichst, dass es diesen Menschen noch besser geht.

Zugegeben, ich dachte auch sofort, was soll das denn nun wieder?

Kommunikationstechniken

Aber wenn ihr mir nun auf meinem Ausflug in die Kommunikationstechniken – hier legen wir den Fokus auf die Antworttechniken der Kommunikation – folgt, könnt ihr euch sicher gut in dieses Thema hineindenken.

Folgende Ausgangssituation: Deine Partnerin/dein Partner berichtet dir von einem beruflichen Erfolg, auf den er schon lange gewartet hat.

Möglichkeit eins für eine passende Antwort: Die aktiv destruktive Variante:
„Na super, dann bist du ja nur noch unterwegs und ich sehe dich kaum noch.“
Effekt: Die Stimmung geht sofort in den Keller. Die positive Energie ist verpufft.

Die zweite Möglichkeit lautet, passiv destruktiv zu antworten:
„Klasse, aber hast du schon den Müll runtergebracht und die Spülmaschine ausgeräumt?“
Effekt: Im Grunde wie oben nur nicht ganz so krass.

Kommen wir zur passiv konstruktiven Antwort:
„Super! Klasse! Glückwunsch! That´s it. Mehr kommt da nicht mehr.
Effekt: Die Emotionen bleiben an der Oberfläche. Der Schwung bleibt irgendwie hängen.

Jetzt wird es spannend. Denn mit der aktiv konstruktiven Fragemethode – und darum geht es hier – gelangt man in die sich gegenseitig heraufschraubende Glücksspirale und das macht eben den Unterschied!

Das bedeutet für dich: Frage gezielt nach. Sage so etwas wie: Erzähl mal genauer, wie war denn der Gesprächsverlauf? Wie hast du davon erfahren? Was ging dir durch den Kopf?

Der Effekt: Damit tauchst du sozusagen in die Erlebniswelt des Erzählers ein.
Du kannst über die sogenannten Spiegelneuronen mitfühlen, was der andere fühlt. Dabei ist es völlig unerheblich, wann das Erlebte stattgefunden hat. Deine Gefühle fühlst du immer in der Gegenwart.

Was du dabei genau tust, ist folgendes und löst die oben erwähnte Glücksspirale aus:
a) Interesse zeigen b) aufmerksam sein c) Fragen stellen d) dem anderen helfen nochmal in die positive Erfahrung zurück zu gehen und schließlich e) positiv mitsurfen.

Das hier dargestellte aktive Zuhören verstärkt dazu noch die Bindung zum Anderen.
Hört sich doch echt gut an, oder? Probiere es mal aus.

Persönliche Stärken anschauen

Ja, genau, richtig gelesen, bei dieser Übung geht es darum, deine persönlichen Stärken einzusetzen. Also nicht wie bisher, die Schwächen verbessern, sondern genau andersherum. Denn – wir erinnern uns – es geht ja nach wie vor um die positive Psychologie.

Kleiner Exkurs dazu: Professor Seligman und sein Kollege Christopher Peterson kreierten im Jahr 2004 einen Katalog von 24 messbaren Charakterstärken, die von diesem Forscherduett in 6 Tugenden aufgeteilt wurden. Diese können und sollten von jedem immer weiterentwickelt werden. Dabei betonen sie außerdem, dass es erstrebenswerter ist, die Stärken zu nutzen und auszubauen, als wie meist propagiert die Schwächen zu korrigieren.

Daher betrachten wir uns mal diesen Katalog genauer und überlegen, welche diese Stärken meine sind. Dabei sind nicht die Kompetenzen gemeint, sondern ausdrücklich die Charakterstärken. Was ist in dir selbst angelegt? Was macht dich aus? Poliere dein Selbstbewusstsein auf.

Welcher der sechs Tugenden fühlst du dich zugehörig?
Schau mal genau hin und spüre, wie die Psychologen immer sagen nach, wo du dich zu Hause fühlst.

Tugend 1: Weisheit und Wissen (neue Bereiche eröffnen)

Dazu zählen: 1. Kreativität, 2. Neugier, 3. Urteilsvermögen, 4. Liebe zum Lernen, 5. Weisheit

Tugend 2: Mut (Dranbleiben an Dingen)

Hier sind gemeint: 6. Tapferkeit, 7. Authentizität, 8. Ausdauer, 9. Enthusiasmus

Tugend 3: Menschlichkeit (liebevolle menschliche Interaktionen)

Gemeint sind: 10. Bindungs-, Beziehungsfähigkeit, 11. Freundlichkeit, 12. Soziale Intelligenz  

Tugend 4: Gerechtigkeit (Alles, was für die Gemeinschaft förderlich ist)

Das sind: 13. Teamfähigkeit, 14. Fairness/Loyalität, 15. Führungsvermögen

Tugend 5: Mäßigung (nach innen und außen)

Hier geht es um: 16. Vergebungsbereitschaft, 17. Bescheidenheit, 18. Vorsicht, 19. Selbstregulation (regulieren und kontrollieren was man tut und fühlt)

Tugend 6: Transzendenz

Dazu gehören: 20. Sinn für das Schöne, 21. Dankbarkeit, 22. Hoffnung, 23. Humor, 24. Glaube, Spiritualität

Motto Tag

Wähle zwei, drei Bereiche für dich aus, wo du dich selbst siehst, deine Schwerpunkte liegen. Überlege, wo du diese Stärken bewusst in deinen Alltag einbauen kannst.

Ein praktischer Ansatz wäre zum Beispiel:
Stelle einen Tag unter ein konkretes Stärken-Motto und plane Aktionen, die genau diese unterstützen. Du wirst merken, dass dir deine Stärken in doppelter Hinsicht Kraft geben. Denn sie sind die Bank, auf die du dich setzen kannst, wenn es dir mal nicht besonders gut geht. Sie sind verlässlicher Halt und Verbündeter. Dieses Wissen ganz nah bei sich zu tragen, tut doch gut, oder?

Post an mich – Schreib dir mal

Dies ist übrigens mein ganz persönlicher „Glücklichmacher-Tipp“ für dich, denn Postkarten an mich selbst zu schreiben, praktiziere ich schon seit meiner Kindheit.

Das ist echt witzig.

Vor allem, wenn du gar nicht mehr daran gedacht hast und diese sehr individuelle Wurfsendung neben Rechnungen und der unvermeidlichen Werbung aus dem Briefkasten fischt. Schon die Auswahl meiner „Nellakarte“ ist ein liebgewonnenes Ritual. Denn ich transportiere bei der Auswahl des Motivs immer auch meine derzeitige Stimmung in die Zukunft. Das ist dann wie eine kleine Gefühlszeitreise.

Dann notiere ich ein paar Sätze, die ich mir speziell mitteilen möchte, damit ich dieses Gefühl noch verstärke. Also: was meinen Urlaub, meinen Ausflug so besonders gemacht hat. Oder wen ich getroffen habe. Ich habe inzwischen schon eine stolze Sammlung zusammen.

Es macht einfach Spaß darin zu blättern.


Ich in der Zukunft

Zum guten Schluss geht die Zeitreise in die andere Richtung, in die Zukunft. Titel für diesen Reisebericht: „Ich in einem Jahr“ und genau aus dieser Perspektive schreibst du ganz spontan runter, wo du jetzt bist.

Bei dieser Optimismus-Übung schreibst du mit der „rosaroten Brille“ aus der Zukunft.

Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Vorstellung eintritt, erhöht sich damit ganz automatisch (Selbsterfüllende Prophezeiung).
Der Effekt: dein innerer Radar stellt auf dem Weg dahin ausschließlich die zielbezogenen Dinge, Gelegenheiten und Fähigkeiten scharf. Wie ein guter Trainer holt das so konditionierte Unterbewusstsein nur das Beste aus dir heraus.

Die Umsetzung

Die Ausgangsfragen, die du dir stellst, lauten:
„Wie sieht mein Zukunfts-Ich aus?“ und „Wie weit möchte ich in die Zukunft gehen?“

Um dich dem anzunähern, gehst du gedanklich durch, wie du alle sich dir bietenden Gelegenheiten genutzt hast, wie du deine Stärken eingesetzt hast und wie genau du dich darum gekümmert hast, dass es dazu gekommen ist, dass nun alles läuft. Aus dem Gefühl heraus, genau dort angekommen zu sein, wo du hin wolltest, beschreibst du – quasi ein Jahr weiter – deine fiktive Ist-Situation.

Und zwar ungefähr so: „Ich bin hier …, ich mache dies …, ich kann jetzt gut …, das und das … ich habe gelernt … 20 Minuten spontanes Schreiben unter einer konkreten Überschrift, einem Fokus beispielsweise:
„Ich privat“ oder „Ich im Beruf“.

Wenn du beides beschreiben möchtest, dann teile es auf. Einen Tag nimmst du dir das „private Ich“ vor und den anderen das „berufliche Ich“. Lass es einfach aus dir heraussprudeln. Du kannst das beliebig erweitern auf andere Felder, die dich umgeben und wo du dich weiter entwickeln möchtest.

Üben, üben, üben

So, das waren sie die „Glücklichmacher“ aus meinem Seminar. Ich denke, dass ein oder andere ist sicher auch für dich hilfreich. Probiere es mal aus und vor allem, bleib dran. Denn auch hier gilt: üben, üben, üben.

Was natürlich allgemein noch glücklich macht, sind erwiesener Massen: Singen, Malen und Tanzen.

Ersteres haben wir in der eingangs beschriebenen Runde auch praktiziert.

Leider habe ich bisher noch keinen passenden Chor gefunden, der mich aufnimmt. Woran das nur liegen mag. Schmunzel. Na ja, die Dusche tut es auch. 

Erfahrungsaustausch erwünscht

So und zum Schluss: Wem dir das alles so gar nichts gibt, wer das alles für Zeitvergeudung oder „esoterischen Kram“ hält – kein Problem. Einfach abschalten.

Allerdings schon toll, dass du dich bis hierhin „durchgekämpft“ hast. Zwinker.

Wer aber in die Welt des „Glücklichsein kann man lernen“ eingetaucht ist, kann gerne seine/ihre Erfahrungen mit mir teilen.

Ich bin wirklich neugierig, wie es dir mit dieser kleinen Anleitung und den Übungen ergangen ist, ob du Veränderungen festgestellt hast und wenn ja, welche.

Was hat dich besonders angesprochen? Verfasst sehr gerne Kommentar oder schreibe mir eine Mail – meine Vertraulichkeit ist dir gewiss.

Also, auf, auf, dem Glück entgegen!

Aktualisiert habe ich diesen Beitrag am 3.05.2022. der Ursprungstext war aus dem November 2019. 

Anlass war die Podcastfolge mit Prof. Bajbouj mit dem Titel: „Die fünf Zutaten für ein glücklicheres Leben.“: #21 – Die fünf Zutaten für ein glücklicheres Leben – Zellenkarussell

Oder: „Positive Emotionen sind kein Voodoo.“

In dieser Folge von Nellas Neuaufnahme spreche ich mit Prof. Bajbouj von der Charité über das, was uns zufrieden macht, wie wichtig Placeboeffekte sind, das die Medaille immer zwei Seiten hat und dazu noch die Gene selbst beeinflussbar sind. Die Zutatenliste gibt es da übrigen auch.

Klick mal rein und vor allem, höre dir diese Folge einfach mal an. Viel Spaß.

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2 Gedanken zu „Frau Nella sucht das Glück

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