Rheinische Post, 26.06.2022. Mettmann/Berlin „Es könnte sein, dass ich sterbe.“

Denn wenig hoffnungsvoll lautete die ärztliche Prognose für Nella Rausch vor fast sieben Jahren. Damals hatte sie die niederschmetternde Diagnose „Non-Hodgkin Lymphom“ bekommen, Lymphdrüsenkrebs. Zusammen mit ihrem Mann lief die damals 50-Jährige über den Waldfriedhof. Sonst war die Wahl-Berlinerin hier gerne spazieren gegangen. Jetzt überlegte sie, ob sie wohl zwischen Horst Buchholz und Vicco von Bülow gut zu liegen kommen könnte. Dass Nella Rausch dort nicht begraben wurde, sondern – inzwischen – kreuzfidel als Bloggerin arbeitet, verdankt die inzwischen 56-Jährige Falk Perpeet.

Der Mettmanner rettete ihr mit einer Stammzellenspende das Leben. „Falk ist meine Rettung gewesen. Er ist das größte Geschenk.“ Inzwischen wieder gesund, feierte die gebürtige Dortmunderin jetzt den fünften Geburtstag ihres neuen Lebens – „es ist eine zweite Chance“, wie sie im RP-Gespräch fröhlich berichtet. „Es war ein ganz besonderer Tag“, mit Essen gehen und Luftballons. Einblicke in ihr Leben und ihre Erkrankung („Ich stand nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern mittendrin“) gibt sie per Blog. Vor allem guckt sie gerne nach vorne – und freut sich, ihren Lebensretter kennenzulernen.

„Ja, Ende Juli fahre ich nach Berlin“, erzählt Falk Perpeet. „Das ist überfällig, dass wir uns endlich treffen.“ Die beiden sind nach Falk Perpeets Stammzellenspende jetzt so etwas wie genetische Zwillinge. „Eigentlich wollten wir das schon viel eher machen“, sagt er über die Verabredung. Denn „in dem Moment, in dem ich die Stammzellen abgegeben habe, habe ich Verantwortung übernommen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es der Zielperson geht“, sagt der inzwischen 23-Jährige über die ihm anfangs Unbekannte.

Als Schüler im Alter von 17 Jahren ließ er sich bei der DKMS typisieren, im damaligen Freundeskreis war eine Mutter an Blutkrebs erkrankt. Außerdem war er selbst schon mal verunfallt, „deshalb kannte ich Notsituationen“. „Ich bin echt aus den Puschen gekippt als ich dann von der DKMS ein Jahr später angerufen wurde“, erinnert er sich an einen den Tag X, „ich saß im Auto und fuhr von Mettmann nach Köln“. Seine Spende würde gebraucht, ob er bereit sei für eine Stammzellentransplantation. „Das war ich“, knapp drei Stunden dauerte das Prozedere, „das war alles ganz entspannt, keine Schmerzen, alles easy“. Dass die Zielperson Nella Rausch war, wusste er damals nicht.


Wie es ihr mit seinem Material ging, konnte er nicht in Erfahrung bringen – die DKMS schweigt sich aus guten Gründen zu einem so frühen Zeitpunkt über alle Details aus. Nach zwei Jahren war die Anonymitätsfrist vorbei, „wir haben zunächst miteinander gemailt und uns dann per Zoom-Konferenz getroffen“, beschreiben die beiden ihre bislang bloß virtuellen, aber „sehr herzlich-vertrauten“ Treffen.


Den Begriff „Lebensretter“ mag der Mettmanner nicht hören. „Ich bin doch einfach nur ein junger Mann, der froh ist, helfen zu können.“ Dass es ein absoluter Glückstreffer war, dass die DKMS ihn fand und seine Blutdaten bei vielen Markern mit Nella Rauschs Parametern übereinstimmten, war wie die erfolgreiche Suche nach der sprichwörtlichen
Nadel im Heuhaufen. Dass Nella Rauschs Körper seine Stammzellen dann aber auch tatsächlich annahmen und nicht abstieß, „diese Akzeptanz war quasi ein Sechser im Lotto“, sagt Zahnmedizinstudent Falk Perpeet. Natürlich geht er regelmäßig Blut spenden, auch die Typisierung bei der DKMS „kann ich jedem nur empfehlen“. Grundsätzlich kann jeder im Alter zwischen 17 und 55 Jahren als potenzieller Stammzellspender registriert werden, „das ist so einfach“.


Lange sei für ihn „einfach nicht greifbar“ gewesen, was diese „so einfache Spende bei der DKMS“ tatsächlich bedeutete. „Jetzt habe ich es verstanden. Und es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl.“ DKMS in Zahlen, Daten, Fakten Organisation DKMS steht für Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Spender werden Grundsätzlich kann sich jeder gesunde Mensch im Alter zwischen 17 und 55 Jahren als potenzieller Stammzellspender registrieren. 17-Jährige dürfen noch keine Stammzellen spenden, werden ab dem 18. Geburtstag automatisch in der Datei aktiviert und bei der Suche nach Spendern berücksichtigt.


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Hier der Link zur VÖ: Mettmanner Falk Perpeet rettet Berlinerin mit Stammzellspende das Leben​ (rp-online.de)