„Hallo 112? Sie müssen kommen!“

Erklärung: #NellasWoche ist ein von mir für facebook und Instagram entwickeltes Format, in dem ich immer sonntags über Besonderheiten aus meinem Alltag berichte. Kleine Geschichten aus Berlin, meiner Heimat NRW, dem Ruhrgebiet und dem Münsterland und natürlich auch von kleinen großen Auszeiten.

Plötzlich kippte es.

Die Bronchitis ließ mich nur noch trocken husten. Alles tat mir weh. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Der Corona-Test war mehrfach negativ. Das konnte es also nicht sein. „Bitte nicht schon wieder eine Lungenentzündung.“, meldete sich mein Unterbewusstsein.

Um 23:55 Uhr war es dann so weit, die Panik hatte mich komplett im Griff und ließ mich die 112 wählen. Komisch, dass das immer nachts sein muss. 15 Uhr oder so passt vermutlich nicht in mein Notfallverständnis.

Drei (!) Minuten später standen gleich zwei RTWs vor der Haustür und fünf weiß-rot-neongelb gewandete Helfer fluteten das Wohnzimmer. Einer kniete sich vor mir nieder, versuchte das EKG anzulegen, während mir die Ärztin Fragen stellte. Die anderen hielten sich im Hintergrund.


„Das kenne ich doch hier, ich war ganz sicher schon einmal in dieser Wohnung.“

Meldete sich der Sani im Flur. „Sie kommen mir ebenfalls bekannt vor.“, erwiderte mein Mann. „Ich lebe ja auch in diesem Kiez zwei Straßen weiter. Ach, und das ist die Trainerin meines Sohnes.“

Meine Tochter hatte gar nichts mitbekommen von der nächtlichen Invasion und wollte eigentlich nur kurz ins Bad. Sie hat einen extrem tiefen Schlaf und schon Feueralarme im Hotel erfolgreich ignoriert. Zeitgleich kam unser Sohn aus seinem Zimmer und wurde ebenfalls erkannt. Ein fröhliches Hallo unter (Feld)Hockeyfreunden breitete sich aus. „Darf ich euch Stühle bringen?“, frotzelte ich lachend. Doch dann übernahm die Ärztin das Kommando und ich wurde im Tragestuhl die Treppen runtergetragen.

Die Türen des Rettungswagens schlossen sich und die kleine Gruppe blieb sich noch angeregt unterhaltend auf der Straße zurück. Morgens dann gleich eine besorgt nachfragende Nachricht meiner sehr lieben Nachbarin: „Was war denn bei euch los, gestern Nacht? Geht es dir gut? Wir standen alle besorgt am Fenster und haben erschrocken gesehen, wie du aus dem Haus getragen wurdest.“ Ich sag es ja immer, Berlin ist ein Dorf und bei Weitem nicht so anonym, wie alle immer behaupten.

Und: Ja, es geht mir wieder gut. Die Lungenentzündung wurde bestätigt und erfolgreich behandelt.